09.02.2021 von Tilman Held

Privatjet

Nicht erst seit Beginn der Pandemie und dem von Vielen verspürten Bedürfnis allen anderen auf einer Reise aus dem Weg gehen zu wollen, erfreut sich das Chartern von Privatjets immer größerer Popularität. Doch was kostet es wirklich einen Privatjet zu mieten? Für wen und in welcher Konstellation lohnt sich das realistisch? Und wie verträgt sich das eigentlich mit dem Wunsch der Umwelt nicht zu schaden? Fragen über Fragen. Awayfromitall liefert praxisnahe Antworten aus erster Hand.

Wie teuer ist es einen Privatjet zu mieten?

Eine belastbare Antwort zu den echten Kosten einer Privatjet-Buchung hängt von vielen Faktoren ab.

Da ist zum einen die Wahl des Flugzeugs. Die wichtigste Entscheidung ist zwischen Turboprop und Jet zu treffen. Auf kurzen Flugdistanzen von weniger als 1000 km hat der Privatjet nicht wirklich Zeitvorteile, da er seine höhere Geschwindigkeit auf kurzen Flügen und reduzierten Start- und Landegeschwindigkeiten nicht wirklich ausspielen kann. Wer sich für einen solchen Charter-Flug nach einer Turbo-Prop-Maschine erkundigt, wie zum Beispiel einer King Air 90 (4 Personen) oder 200 (6 Personen) oder nach einer Pilatus PC 12 (bis zu 8 Personen), kann oft einen besseren Preis erreichen.

Auch die Frage nach der Anzahl der zu befördernden Personen und dem jeweiligen Gepäck ist eine Entscheidende. Logisch ist: je mehr Personen und je mehr Gepäck, desto größer muss natürlich auch der Flieger sein. Dabei lasten die Privatjet–Charter-Unternehmen die Kapazität eines Flugzeugs aus Sicherheitsgründen nie bis zum Limit aus. Die auf der europäischen Mittelstreckestrecke gängigsten Flugzeug-Muster im Privatjet-Bereich sind die Cessna Citation Reihe (6-12 Sitze) oder Learjets (6-8 Sitze). Viel Gepäck reduziert in der Regel immer die Reichweite und die Anzahl der maximal verfügbaren Sitzplätze.
Auch im Intercontinental-Bereich werden Flugzeuge der Cessna Citation-Reihe (z.B. Citation X oder Citation Sovereign) eingesetzt. Am häufigsten finden sich in diesem Bereich aber Flugzeuge wie die Falcons, Gulfstreams, Challengers oder der Global Express von Bombardier - um nur einige zu nennen.

Ein großer Vorteil des Reisens mit einem Privatjet ist die Flexibilität, was den Abflug- und Ankunftsort angeht. Mit einem Privatjet ist man keineswegs an einen großen Flughafen wie Frankfurt, München, Berlin, Hamburg oder Zürich gebunden. In der Regel benötigt der benutzte Flughafen aber eine Mindeststartbahnlänge von 1200 m. Darunter wird es schwierig - zumindest im Jet-Bereich. Viele kleine, regionale Flughäfen sind zudem nicht ständig besetzt oder verfügen nicht über die technischen Anflugvorrichtungen, die auch ein Starten oder Landen bei schlechtem Wetter oder in der Nacht ermöglichen. Selbstverständlich sind wir bemüht, je nachdem wohin es gehen soll, den zu ihrem Zielort am nächsten gelegenen, sicheren Flughafen zu finden, der die zu fahrenden Distanzen am Boden minimiert.

Einen wichtigen Einfluss auf den Preis hat auch die Frage, in welchem Abstand Hin- und Rückflug stattfinden. Je kürzer der Abstand zwischen den beiden Terminen, desto günstiger in der Regel der Flugpreis. Das hängt u. a. damit zusammen, dass die Piloten nicht übernachten müssen, die Stellgebühren an den Flughäfen wegfallen, Start- und Landegebühr nur einmal anfallen und das Flugzeug nicht für andere Kunden zwischenzeitlich an einen anderen Ort fliegen muss.

Doch nun mal Butter bei die Fische: über was reden wir hier eigentlich?

Hier mal ein paar Beispiele:

Ein Return-Flug von Augsburg nach Sylt in einer King Air 200 für sechs Personen, reichlich Gepäck und Catering kostet circa 11.000 €, wenn An- und Abreise nicht mehr als 2 Tage voneinander getrennt liegen. Der gleiche Flug mit einer Zeitspanne von sieben Tagen kostet circa 14.000 €. Die Flugdauer beträgt circa 1 Stunde und 45 Minuten. Bemüht man für die gleiche Strecke und gleichen Rahmenbedingungen einen Cessna Citation-Privatjet, so kostet das circa 12.000 €, beziehungsweise 15.000 € bei einer unwesentlich kürzeren Flugzeit von circa 1:25 Stunden.

Wer in der Nähe von München wohnt und dem Molloch Flughafen München aus dem Weg gehen möchte, der fliegt gerne von Oberpfaffenhofen. Zum Beispiel nach Mykonos. Der Preis für eine Citation Bravo, die sechs Personen mit Gepäck und Catering in 2 Stunden und 50 Minuten nach Mykonos und wieder nach Hause bringt beträgt circa 15.000 €, wenn man nur für ein Wochenende fliegt. Bleibt man sieben Tage kostet der gleiche Flug zu gleichen Bedingungen circa 21.000 €.

Interkontinental haben wir mal die Strecke Paderborn nach Maun in Botswana und retour kalkuliert. Die relativ schnelle Citation X bringt sechs Personen mit Gepäck und einer Aufenthaltsdauer von sieben Tagen in flotten 8 Stunden und 40 Minuten für circa 86.000 € ans Ziel. Allerdings verfügt dieses Flugzeug nicht über Sitze, die sich in Betten verwandeln lassen. Legt man Wert auf diese Annehmlichkeit, dann fliegt z. B. eine Challenger 604 in 9 Stunden und 50 für ein wenig mehr als 100.000 € hin und zurück.

Günstig ist es also nicht. Grob gerechnet kann man aber sagen, dass europaweit bei einer optimalen personellen Auslastung der Maschinen mit circa dem 3-4 fachen Preis eines Business Class Tickets und Intercontinental mit dem 2-3 fachen Preis eines First-Class Tickets zu rechnen ist.

Wer flexibel ist, kann sich auch nach sogenannten "Empty-Leg"-Flügen umsehen. Das sind genau die Charter-Flüge, die ohne Passagiere zu Ihrem nächsten Ziel müssen. Meist findet man leider nicht, was man braucht, aber ab und zu ist auch mal ein Glückstreffer dabei... 

Privatjet mit Bett

Sie sind schnell, sie ermöglichen maximale Flexibilität, sie bieten die ultimative Privatsphäre beim Reisen, aber wenn man ganz ehrlich ist, dann haben die meisten kleineren und mittleren Privatjets nicht die räumliche Großzügigkeit, die man vermeintlich von ihnen erwartet. Bis zur Klasse der Cessna Citations oder Learjets ist das Platzangebot in der Regel doch recht begrenzt. Ein Bett für alle darf man hier - gerade auch auf längeren Flügen - nicht erwarten. Ist das Flugzeug nicht voll besetzt, kann man natürlich die Sitze in die flacheste Liege-Position bringen und sich mit dem gegenüberliegenden Sitz so etwas wie ein provisorisches Bett bauen. Die etwas größeren Citations haben darüber hinaus oft auch eine Sitzbank, die parallel zur Flugrichtung verläuft und auf der zumindest eine Person theoretisch schlafen könnte. Zu berücksichtigen ist auch, dass diese Flugzeuge in der Regel keine wirklich geräumige Toilette besitzen. Richtig durchdacht ist dies - zumindest was das Schlafen angeht - aber nicht. Dafür sind diese Flugzeuge auch gar nicht ausgerichtet.

Für je mehr Reichweite ein Privatjet ausgelegt ist, umso mehr Reisekomfort und auch echte Schlafmöglichkeiten bietet er. Aber auch bei den großen Privatjets, wie der Challenger, der Falcon oder den Gulfstreams geht der Umbau der Sitze zu echten Betten immer zu Lasten der Sitzkapazität. Im Allgemeinen kann man sagen, dass man ungefähr die Hälfte der Sitzplätze beim Einrichten der Betten verliert, was man beim Mieten eines Jets immer berücksichtigen sollte. Charter-Privatjets, die ihren Passagieren den Service eines echten Betts bieten und über eine entsprechende Reichweite verfügen, sind u.a. die Challenger-Serie (300, 604, 650, 850...),  die Gulfstream-Serie (200, V, VI,, ...), die Bombardier Global Express-Serie sowie die Falcon-Serie (2000, 900, 7X, 8X, ...)

Privatjet mit 50 Personen und mehr

Sie haben eine besondere Occassion und möchten mit der ganzen Familie und ihren Freunden gleichzeitig ein Jubiläum oder ihren Geburtstag feiern und sind mehr als 20, ja vielleicht sogar 50 oder noch mehr Personen?

Auch hier bietet sich das mieten eines Privatjets an, wenn Sie einfach mal weg-fliegen möchten. Auch bei solchen Anfragen sind wir Ihnen gerne behilflich. Wir arbeiten mit einer Reihe von Unternehmen zusammen, die einen Privatjet-Charter in dieser Größenordnung anbieten. Die Ausstattung der Flugzeuge ist in diesem Fall meist nicht so luxuriös wie man es bei einem Privatjet erwarten sollte, sondern entspricht mehr der Bestuhlung eines normalen kommerziellen Airliners.

Ein Preisbeispiel: Sie möchten mit ungefähr 100 Gästen für ein verlängertes Wochenende von Paderborn nach Florenz fliegen und dafür ein entsprechendes Flugzeug buchen. Ein privater Charter einer Boeing 737 mit circa 120 Sitzplätzen und Catering, inkl. Snacks und Getränken würde über den Daumen gepeilt circa 90.000€ kosten.

Privatjet oder First-Class

Diese Frage möchten wir ganz pragmatisch beantworten: auf der Kurz- und Mittelstrecke stellt sich dieser Vergleich nicht, da fast nirgendwo auf dem Planeten, außer vielleicht in Asien, auf Mittelstrecken überhaupt noch eine erste Klasse geboten wird. Wer schnell, flexibel und unter Wahrung einer möglichst großen Privatsphäre zum Ziel gelangen möchte, für den ist die Privatfliegerei eine echte Alternative, wenn man nicht vor den etwa 2-3 mal hören Kosten im Vergleich zu einem Business-Class Ticket bei effizienter Auslastung des Privatjets zurückschreckt.

Wer privat interkontinental fliegen möchte, dem empfehlen wir abzuwägen. Die First-Class Angebote vieler kommerzieller Airlines, allen voran die Airlines der arabischen Welt, warten mit eigenen Suiten, großzügigen Bädern und sogar Duschmöglichkeiten im Flugzeug auf. Fliegen tut man am Ende des Tages in der ersten Klasse mit maximal sieben oder elf weiteren Passagieren, die im Flugzeug mindestens eineinhalb Meter voneinander entfernt sitzen oder mit einer mobilen Wand voneinander getrennt werden können. Die Transporte zu den Flugzeugen finden bei den führenden Fluggesellschaften zum großen Teil mit PKWs der Luxusklasse statt, so dass man auch hier anderen Reisenden kaum begegnet und auch die First-Class Lounges sind in der Regel sehr großzügig, so dass man mit dem Thema Privatssphäre kein Problem hat. Der 3-4 fache Preis eines First-Class Tickets, den man auf einer interkontinentalen Strecke einrechnen muss, um im Privatjet zu fliegen, ist ein Luxus, den sich die wenigsten leisten wollen und können.

Privatjet und die Umwelt

Wie passt das Thema ,Reisen im Privatjet‘ mit dem Thema Sustainability zusammen? Die ehrliche Antwort auf diese Frage lautet: gar nicht!

Nichts desto trotz ist ein Flug im Privatjet, egal ob der Beweggrund eine außergewöhnliche Occassion, der individuelle Lifestyle oder das Business ist, eine Option, für die sich Tausende von Menschen täglich entscheiden.

Der durchschnittliche Verbrauch eines modernen Cessna Citation Jets liegt bei circa 162 Gallonen Kerosin pro Stunde. Das sind umgerechnet in Liter circa 730 l. Berechnet man nicht nur das bei der Verbrennung entstehende CO², sondern auch das CO², das bei der Herstellung des Kerosins entsteht, so errechnet sich ein CO²-Footprint des Flugzeugs je Stunde von ein wenig mehr als 2 Tonnen! Bewertet man diese 2 Tonnen wieder mit 25 €, so wie es das Bundesministerium für Umwelt für das Jahr 2021 vorgibt, errechnet sich jede Stunde ein Kompensationsbetrag von circa 52 €.

Diesen Betrag empfehlen wir unseren Kunden, die sich das Erlebnis Privatjet ermöglichen wollen, über unseren Partner South Pole zu kompensieren. Ein Hinweis an uns genügt, wir übernehmen das gerne für Sie.

Wir hoffen, dass Ihnen dieser Blog-Artikel ein wenig mehr faktische Einsicht in das Thema Privatjet und Privatfliegerei gegeben hat. Sollten Sie sich im Rahmen einer Urlaubsreise für einen privaten Flug interessieren - egal wo auf der Welt -wir freuen wir uns auf Ihre Anfrage!

 

Ihr Berater für Reisen im Privatjet