01.07.2020

Namibia Fotoreise
mit Canon-Ambassador Thorsten Milse

Einer der weltbesten Wildlife-Fotografen und Canon-Ambassador Thorsten Milse begleitet ab 2021 außergewöhnliche Fotoreisen mit Kleinstgruppen oder Privatpersonen. Doch wie genau muss man sich einen Tag in Begleitung eines so renommierten Fotografen vorstellen? Halte ich als Anfänger unter Umständen andere mitreisende, versiertere Hobby-Fotografen auf und bin somit das fünfte Rad am Wagen? Was genau lerne ich auf einem solchen Workshop?

Diese und andere Fragen erreichen uns regelmäßig. Grund genug für uns auf eine Reihe dieser Fragen Antworten zu liefern. Wie? Begleiten Sie mich (Anfänger-Level mit ehemals großem Interesse zu Schulzeiten - also schon ein bisschen her) und mein Tagebuch einen Tag lang auf einer Namibia Fotoreise an die Skeleton Coast mit Thorsten Milse im Juni 2019.

Auszug aus unserem Namibia Fotoreise Tagebuch

14. Juni 2019

5:00 Uhr
Der Wecker klingelt. Ich bin in der in der Shipwreck Lodge inmitten der atemberaubenden Dünen der Skeleton Coast. Gestern Nachmittag sind wir aus Lüderitz kommend hier eingetroffen. Auf dem Tisch neben mir liegt meine neu erstandene beste Freundin, eine Canon EOS 5D MKIV mit einigen Wechselobjektiven, voreingestellt, geladen und bereit für einen weiteren spannenden Tag da draußen. Namibia im Juni ist für Fotografen mit Langschläferneigung eigentlich gar nicht so schlecht. Sonnenaufgang ist hier in dieser Jahreszeit erst kurz nach 7:00 Uhr morgens. Das beste Licht, das habe ich schon gelernt, gibt es in den frühen Morgen- und Abend-Stunden, wenn es am Weichsten ist. Also raus aus den Federn. Thorsten führt ein strenges Regiment und hat die Abfahrt heute für 6:00 Uhr festgelegt. Eine Tasse Kaffee und ein Croissant zum Frühstück wären aber noch super.

6:00 Uhr
Auf die Minute genau rollen wir mit unserem 4x4 vom Haupthaus der Lodge los und machen uns auf den Weg in Richtung Küste. Thorsten kennt die Gegend von seinen vielen früheren Besuchen beinah so gut wie der Ranger, der uns begleitet. Wo genau der erste Stopp sein wird, das weiß er selber noch nicht. Das wird Licht und Wetter weisen. Was er aber weiß ist, dass wir - egal für welches Motiv - bereits vor Sonnenaufgang mit den Kameras fertig in Position sein müssen. Das morgendliche Foto-Fenster ist kurz. Bereits nach 2 Stunden sind die Licht-Bedingungen so, dass danach eigentlich nur noch mediokres Bildmaterial zu erwarten ist. Ich sehe mich um. Mit Thorsten sind wir zu siebt. Mit Fahrer und Ranger Tedd zu acht. Heute ist unser vierter Fototag. Der erste in der bizarren Wildnis der Skeleton Coast. Eine wirklich sehr nette Gruppe ambitionierter Hobby-Fotografen. Mittlerweile ist mir klar geworden, dass ich in dieser Gruppe der blutige Anfänger bin. Als fünftes (oder vielmehr sechstes Rad) am Wagen fühle ich mich trotzdem nicht. Mit offenen Armen wurde ich in diese sympathische, semi-professionelle Gemeinschaft aufgenommen und Dank der intensiven Unterstützung durch Thorsten bilde ich mir mittlerweile sogar ein, ein wenig mithalten zu können. Mag ein subjektiver Eindruck sein, aber egal…
Am heutigen Morgen sind wir auf dem Weg von der Shipwreck Lodge an der Mündung des Hoarusib Trockenflusses zur Ranger-Station nach Möwe mit seiner riesigen Pelzrobbenkolonie.

Ikonische Fotomotive

6:30 Uhr
Wir nähern uns unserem ersten Fotosstopp: es ist das Wrack des Trawlers Suiderkus, der hier 1976 trotz eines hochmodernen Navigationssystems schon bei seiner Jungfernfahrt auf Grund lief. Beim Öffnen der Türen machen wir mit dem besonders an der Küste oft heftig wehenden Wind, der meist aus Süd-West – manchmal aber auch vom Landesinneren her aus Ost - kommt, Bekanntschaft. Der Wind weht den Sand direkt in die Augen und ins Objektiv oder sandstrahlt die Linse bis das Frontglas matt geworden ist. Bevor wir aussteigen, gibt Thorsten uns einige Motiv-Ideen und Perspektiven-Vorschläge. Das Wrack selber ist nicht groß und so sind wir, obwohl wir nur zu sechst sind, angehalten eine gewisse Disziplin zu wahren keine Spuren von uns im Sand zu hinterlassen, die später auf dem Motiv zu sehen sind! Schließlich wirkt dieses Motiv nur über die gespenstische Einsamkeit, die es umgibt. Thorsten unterstützt jeden von uns mit individuellen Vorschlägen zum gewählten Objektiv, Belichtungsdauer und Blendeneinstellung. Die Profis unter uns haben das Auto gleich mit zwei Gehäusen und montierten Objektiven verlassen, denn bei diesem Wind ist ein Wechsel des Objektivs direkt am Strand ohne Schutz kaum zu empfehlen. Thorsten unterstützt unterdessen immer wieder mit generellen und individuellen Hinweisen. Was vor drei Tagen noch wie Fach-Latein klang, erschließt sich mir heute doch schon zu großen Teilen! Ich bin begeistert und der kleine Monitor meiner Kamera bestätigt meinen Stolz auf die erzielten Resultate.

7:30 Uhr
Wir nähern uns dem nächsten Wrack, der MFV Karimona, die hier 1971 auf Grund lief und bei der Wellen, Sonne, Sand, Wind und Salz über die Jahre ganze Arbeit geleistet haben. Bereits im Wagen haben viele Objektive gewechselt. Viel ist nicht mehr zu erkennen. Dennoch bietet das Wrack die Gelegenheit zu einigen wirklich eindrucksvollen Detail-Aufnahmen. Thorsten gibt zu bedenken, dass auch einzelne Elemente (wie zum Beispiel ein rostiger Anker) für die Bildgestaltung eine durchaus sinnvolle Ergänzung zu einer Bildstory geben, um die Geschichte der Skelettküste zu dokumentieren. Hierfür rät er zu weitwinkligen Objektiven, wie ein Canon 16-35mm, um Details besonders spektakulär im Vordergrund hervorzuheben.
Alles in allem ist das hier aber eher ein kurzer Stopp.

8:15 Uhr
Auf unserer Fahrt nach Süden entlang der Küste passieren wir die seit Jahren verlassene Westies Diamantenmine. Auch hier ist nicht mehr viel zu erkennen. Bevorzugtes Motiv ist eine alte, völlig verrostete Planierraupe. Es ist faszinierend zu sehen, wie schnell und heftig die Sonne die Lichtbedingungen am Strand hier verändert. Der helle Sand und bestimmt auch die Reflektionen des Wassers verstärken diesen Effekt. Das ist mir in den Tagen vorher, unter anderem in Sossusvlei, so nicht aufgefallen. Der rötlich oder bräunlich wirkende Sand dort hat uns noch länger mit warmen Farb-Tönen spielen lassen. Um die Dramatik der Planierraupe und die Farbtöne bzw. den Himmel perfekt darzustellen, empfiehlt Thorsten hier einen Polfilter, der die Farben und den Kontrast verstärkt.
Anschließend beeilen wir uns um noch rechtzeitig im letzten Morgenlicht unseren nächsten Halt zu erreichen, die Absturzstelle eines B-34 Ventura Bombers, der hier 1942 bei einer gescheiterten Rettungsmission selbst verunglückte.

8:50 Uhr
Wir haben den Bomber erreicht und widmen uns sofort einem der bekanntesten Fotomotive an der Skeleton Coast: einem nur noch skizzenhaft erkennbaren Kolbenmotor des abgestürzten Flugzeugs. Mit dem immer kräftiger werdenden Sonnenlicht drängt die Zeit. Wir bekommen die größten Probleme mit unseren eigenen Schatten, da die Sonne schon hinter uns steht. Da sind Positionswechsel auch sehr angesagt, wie zum Beispiel in die Hocke zu gehen oder noch besser sich hinzulegen. Thorsten rät dazu ein Weitwinkel zu benutzen, um den Flugzeugmotor formatfüllend im Vordergrund und den Atlantik - am Besten mit einer Nebelbank über dem kalten Meer im Hintergrund zu haben. So lässt sich die von der Küste ausgehende Gefahr sehr gut darstellen. Unglaublich, welche Verbesserung die Umsetzung seiner Ratschläge bereits auf dem kleinen Bildschirm-Monitor bringen. Ich bin gespannt, wie die Bilder heute Nachmittag erst auf dem Computer wirken.

Exklusive Namibia Fotoreise mit Thorsten Milse

Namibia

Fotosafari Namibia

Ultimate

Die Wüste lebt!

Exklusive Fotosafari in die Dünen Namibias mit Canon Ambassador Thorsten Milse vom 4. bis 11. Juni 2021

Namibia Fotoreise mit Wildlife

9:30 Uhr
Das war es nun definitiv mit dem besten Morgenlicht. Wir verlassen das Wrack des Bombers und machen uns auf dem Weg zum Wildlife Foto-Stopp des Tages: Der berühmten Pelzrobben-Kolonie in der Nähe von Möwe Bay. Erst jetzt bemerke ich, wie hungrig ich bin. Alle zusammen beschließen wir jedoch, diesen letzten Fotostopp abzuwarten, bevor wir auf dem Rückweg zur Lodge in den Dünen unser zweites Frühstück zu uns nehmen wollen.
Aber zunächst erwartet uns ein atemberaubender Anblick. Es ist unmöglich zu sagen, wie viele Tiere wir am Strand vor uns sehen. Es müssen Tausende sein. Um die rastenden Tieren nicht zu erschrecken und ins Wasser zu scheuchen, aber gleichzeitig die Masse an Tieren darstellen zu können, fotografieren wir diese Szenerie aus respektvoller Distanz. Natürlich ist auch hier ein Objektivwechsel angesagt. Deshalb favorisiert Thorsten hier ein Canon 70-200mm Objektiv. Vorsichtig und langsam bewegen wir uns an die Dünung des Meeres, um von der Seite aus die perfekte Perspektive zu finden und mit der leichten Telelinse die Robbenkolonie und ihre Aktivitäten perfekt in den Sucher zu bekommen.

Merke: Mit einem Teleobjektiv weiter weg vom Motiv zu sein ergibt eine verdichtende Wirkung.

10:30 Uhr
Wir machen uns zurück auf dem Weg in die Lodge, wo wir nach einem späten zweiten Frühstück in den Dünen gegen 12:30 Uhr ankommen. Kaum ist der Wagen zum Stillstand gekommen, wiederholt sich eine mir inzwischen vertraute Szene. Jeder von uns verschwindet mit Ausrüstung und Equipment schnurstracks im Zimmer um sofort das Bildmaterial des heutigen Morgens zu sichten. Sind die Bilder wirklich so gut geworden, die ich erhofft habe? Ein wenig hat das etwas von einem Raubtier, das Beute geschlagen hat und diese nun in Sicherheit bringt. Irgendwie ist es ja auch so. Wir schaffen es gerade noch uns für 14:00 Uhr zu einem späten Lunch zu verabreden.

Time to breath...

14:00 Uhr
Lunch. Einige von uns haben bereits ihren Laptop dabei und präsentieren stolz zur Vorspeise und zwischen den Gängen ihre wirklich fantastischen Aufnahmen. Ich muss neidlos anerkennen, dass hier am Tisch sehr viel fotografisches Talent und Erfahrung sitzt. Trotzdem finde ich meine Bilder natürlich am Schönsten!

15:30 Uhr
Zwei Flaschen Wein und 3 Gänge später haben alle die Möglichkeit sich entweder etwas zurückzuziehen oder mit Thorstens Unterstützung die eigene fotografische Beute nachzubearbeiten. Jeder hat ein anderes Betriebssystem und bevorzugt eine bestimmte Software, aber wir bekommen den Ratschlag grundsätzlich im RAW-Format zu fotografieren, weil man so viele Voreinstellungen später noch etwas korrigieren kann. Jeder Fotograf will natürlich schon im RAW-Format ein perfektes Bild haben. Aber eine Korrektur wie Weißabgleich (um die passende Farbtemperatur vom Tag wiederzugeben) oder über Kontraste und Farben die Dramatik der Schiffswracks stärker hervorzuheben, sind minimale Korrekturen, die meistens das Foto aufwerten.

Ich entscheide mich jedoch für eine kleine Auszeit.

Namibia Fotoreise - Am Abend am Schönsten!

17:00 Uhr
Die Akkus sind wieder geladen und die Objektive von Sand und Staub befreit. Gespannt sitzen wir im 4 × 4 und warten auf unsere Abfahrt in die atemberaubende Dünenlandschaft, die die Shipwreck Lodge umgibt. Eine gute Stunde bleibt uns bis gegen 18:15 Uhr, wenn die Sonne im Juni in Namibia untergeht. Eine Stunde, die, wie sich herausstellt, viel zu kurz ist. Im sanften Abendlicht, der blauen Stunde, gelingen einige wunderbare Aufnahmen. Thorsten sucht uns einen möglichst hohen Punkt auf den Dünen, was mit einer unglaublichen Offroad-Fahrt verbunden ist. Nichts für flaue Mägen, da das „hoch- und runter“ auf den Dünen einem Fahrer alles abverlangt. Darum brauchen wir manchmal einen zweiten Anlauf, um in dem sehr feinen und immer noch heißen Sand die Düne hochzukommen. Trotz Low-Range Modus und stark reduziertem Reifendruck. Endlich am Dünenkamm angekommen, blicken wir über unzählige Dünenfelder und haben den Atlantik, mit stets in Bewegung befindlichen Nebelbänken im Hintergrund. Bis kurz nach Sonnenuntergang. Eines der schönsten Motive des heutigen Tages! Das Motiv lädt zum Träumen ein und mit ein bisschen Glück steht morgen dort noch eine Oryx-Antilope auf der Sanddüne!

18:30 Uhr
Auf der Spitze der Düne geht dieser außergewöhnliche Foto-Tag zu Ende. Aber natürlich nicht irgendwie. Bei einem Gin Tonic, mit meinem neuen Lieblingsdrink, einem lokalen Desolate Gin, dessen Etikett so herrlich zu dieser Landschaft passt. Life actually can be close to perfect!
Selbstverständlich wird auch noch beim Abendessen gegen 19:30 Uhr lebhaft über die Ergebnisse des heutigen Tages diskutiert und Bilder und Fachliches ausgetauscht, bevor ich gegen 21:45 Uhr den Tisch verlasse um meiner neuen Lieblingsbeschäftigung nachzugehen: Fotoequipment reinigen und Batterien laden. Morgen wartet das Hoanib Skelton Coast Camp und vielleicht mit viel Glück ein Geist der Wüste!