Ja, wie ist sie denn eigentlich, diese einer Weltreise nahezu gleich kommende Antarktis Kreuzfahrt? Wer könnte das besser beschreiben, als jemand, der es selbst erlebt hat? Unser Gast Marina B. (Name wurde verändert) hat uns den Gefallen getan und berichtet hier von Ihrer Antarktis-Reise mit der MS Hanseatic Inspiration zum Jahreswechsel 2021/22. Authentischer geht es nicht mehr.
Karibik mit Badeurlaub oder doch eine Weltreise? Diese Optionen waren schnell aus dem Spiel. "Kann ich später immer noch machen", dachte ich mir. Dann brachte ein Freund von uns das Thema Arktis, Grönland, Eisbären auf. Wenn mir damals nicht eine Schulwechsel eines unserer Kinder dazwischen gekommen wäre - dann wäre dies wahrscheinlich unsere erste Reise ins Eis geworden. Aber es kam eben etwas dazwischen und viel die Entscheidung eben nicht die Arktis, Baffin Island und eisbergbestückte Buchten in Grönland, sondern fast 3 Jahre später 20 Tage in der Antarktis zu buchen. Last minute geht hier nichts. Wer dieses Erlebnis buchen will, sollte mit 1 - 3 Jahren Vorlauf rechnen. Auch ein Schnäppchen dürfen Sie nicht erwarten. Nahezu 3 Wochen in luxuriöser Atmosphäre in meist ultimativer Abgeschiedenheit, fernab jeglicher Zivilisation haben ihren Preis.
Ich habe lange darüber nachgedacht und irgendwie bin ich zu dem folgenden Schluss gekommen: Unsere Reise in die Antarktis war bittersüß! Einerseits erlebten wir das epischste Abenteuer unseres Lebens – die Erkundung des isoliertesten und abgelegensten Kontinents der Erde. Andererseits wurden wir uns mit jeder Seemeile immer mehr darüber bewusst, dass keine zukünftige Reise jemals vergleichbar sein würde – und - dass dieses schwindende Paradies aus Eis schon dem nächsten Schiff, den nächsten Passagieren nicht mehr ganz so beeindruckend erscheinen könnte wie uns.
Ich habe mich in den letzten Wochen damit auseinandergesetzt, wie ich das Erlebte in Worte fassen soll. Denn obwohl man immer wieder Großartiges über Antarktis Kreuzfahrten liest, wird das Erlebnis aus unserer Sicht immer noch unterbewertet. Eines der seltenen Reiseziele, das den Hype tatsächlich übertrifft. Wenn ich sage uns, dann meine ich mich und meinen 16-jährigen Sohn Lukas (Name verändert). Zweimal mussten wir die Reise covid-bedingt verschieben. Im dritten Anlauf hat es dann endlich geklappt.
Ich gebe zu, ich hatte ein wenig Angst davor, in die Antarktis zu reisen. Nicht weil ich schnell seekrank werde oder allgemein nicht gerne reise. Im Gegenteil. Außergewöhnlich aufgeregt, sicher, aber ich bin genug gereist, um zu wissen, dass man ein Reiseziel ruinieren kann, indem man es in seinem Kopf mit zu vielen Bildern vorab zu sehr romantisiert. Schöne Bilder, die ich mir für die Antarktis zurechtgelegt hatte, legten die Messlatte von vornherein sehr hoch. Heute kann ich sagen: Die Angst war völlig unbegründet. Denn die Realität der Antarktis hat den Traum nicht zerstört – sie hat ihn vielmehr sprichwörtlich aus dem Wasser geblasen! Die ganze Romantik, ein Reiseziel wie die Antarktis zu erleben, besteht darin, in die Fußstapfen historischer Entdecker wie Shackleton oder Drake zu treten. Ein Boot mit 500 Passagieren oder mehr würde den Charakter einer Abenteuer-Reise verwässern. Außerdem begrenzen internationale Vorschriften die Anzahl der Personen, die gleichzeitig an Land gehen dürfen, so dass große Schiffe in diesem Teil der Erde von vornherein nicht zugelassen sind, bzw. nur ‚cruisen‘ und keine Landgänge durchführen dürfen. Ach ja, eine Sache gibt es da ja auch noch… das Eis. Eisklasse 4 sollte ein Schiff in diesem Gebiet mindestens mitbringen. Die MS Hanseatic Inspiration verfügt sogar über PC6, ist also mehr als Bestens gerüstet für dieses Abenteuer. Ein echtes Expeditions-Schiff eben!
„Wir fahren in die Antarktis“, denke ich die ganze Zeit, als ich nach 12 Stunden Flug (ab Frankfurt) dem neugierigen Paar im Fahrstuhl des Four Seasons in Buenos Aires gegenüberstehe. Ich will es eigentlich jedem sagen, es herausschreien, aber natürlich tue ich es nicht. Trotzdem - es zeigt, wie groß die Vorfreude auf den Urlaub der kommenden drei Wochen ist.
Vor unserem Weiter-Flug nach Ushuaia sind wir zwei Nächte in dieser faszinierenden Metropole, der Hauptstadt Argentiniens. Pulsierendes, sommerliches Stadtleben, Tango und ein Flair, das seinesgleichen sucht. Wenn man noch nie in Argentinien oder gar Südamerika war, würde ich diesen Abstecher jedem empfehlen. Schließlich ist die Reise kein Schnäppchen und auch nicht gerade mal ‚um die Ecke‘ von uns aus. Alleine um die lange Anreise nach Feuerland zu entzerren lohnt es sich hier Halt zu machen.
Wir haben uns entschieden, mit der MS Hanseatic Inspiration zu reisen. Ich wollte einen Reisetermin buchen, der sowohl für internationale Gäste offen war als auch das Angebot für ‚Junge Entdecker‘ für 8-17 Jährige beinhaltete. Warum? Nun, zum einen ist es ein deutschsprachiges Schiff. So werden auch die Expertenvorträge auf Deutsch gehalten. Zum anderen treffe ich aber auch gerne auf Menschen aus aller Welt (für die internationalen Gäste wurden die Vorträge synchron übersetzt). Das ‚Junge Entdecker‘-Angebot habe ich für meinen mitreisenden Teenager ausgewählt und schließlich entspricht dieses erst 2 Jahre alte, wunder-schöne, hochmoderne Schiff unseren Ansprüchen an möglichst umweltschonendes Reisen. Das Einzige, was wir und dieses Schiff in den nächsten Tagen in dieser hochschützenswerten Biosphäre hinterlassen werden sind – ich muss es hier beim Namen nennen – unsere verbrannten menschlichen Exkremente und der Schiff-Diesel. Aber selbst der besteht zu einem hohen Prozentteil aus regenerativen Bestandteilen. Ansonsten gilt hier: „What goes in, goes out“. All das macht einem ein etwas besseres Gewissen bei der Erkundung dieser fragilen Landschaften. Die einzige Alternative es noch besser zu machen, wäre, erst gar nicht hierher zu kommen. Auf einem Expeditions-Schiff wird man nicht nur auf den südlichsten Kontinent gebracht, nur um ein paar Fotos zu machen und dann wieder zurückzufahren, sondern erlebt authentisch, was eine solche Reise wirklich bedeutet. Heute und vor allem damals, als bereits im 18. Jahrhundert die ersten Forscher diesen faszinierenden Kontinent zu untersuchen und zu erobern begannen.
Unser schwimmendes Zuhause für die Dauer der Antarktis Kreuzfahrt war also die Hanseatic Inspiration. 135,7 Meter lang mit einem Tiefgang von ‚nur‘ 5,7 m bietet das Schiff Platz für maximal 200 Personen. Mehr dürfen es in dieser Region sowieso nicht sein. Wie gesagt - eine internationale Umweltcharta erlaubt keinen Schiffen mit mehr als ca. 200 Passagieren den Zugang in antarktische Gewässer.
Anstelle von Musiktheater und Bingo haben die Aktivitäten an Bord hier eher pädagogischen Charakter. Ja, es ist auch eine Bildungsreise – eben der anderen Art. Vorträge von Naturforschern und wissenschaftsorientierten Gastdozenten deckten die Geschichte, Geographie und Ökologie der Region ab. Und diese betonten immer wieder, dass Nachhaltigkeit und verantwortungsbewusstes Reisen der Schlüssel zu zukünftigem Reisen sind, nicht nur hier am Ende der Welt.
Damit die Reise nicht zu ernst wird, gibt es in den Kabinen der Hanseatic Inspiration jeglichen Hotelluxus, den man auch in einem 5-Sterne Hotel gewohnt ist. Inklusive flauschiger Bademäntel und Flachbildfernseher. Hier einige Bilder einer Junior-Suite, der zweithöchsten Kabinen-Kategorie.
Am Schönsten fand ich, dass man auf diesen Kreuzfahrten ganz unbewusst irgendwie immer unter äußerst positiver Spannung ist. Immer bereit für spontane Entdeckungen – eine krill-futternde Walschule, ein kreisender Albatros oder ein schöner vergletscherter Bergblick. Wenn etwas Außergewöhnliches von der Brücke gesichtet wird, erfolgt (außer in tiefschlafender, aber nie völlig dunkler Nacht) ein Weckruf des Expeditionsleiters. Unglaublich wie schnell sich dann die Außendecks füllen!
Wenn Sie mehr über die Ausstattung der MS Hanseatic Inspiration lesen möchten: HIER finden Sie einen Blog über das baugleiche Schwester-Schiff, die MS Hanseatic Nature.
Bevor wir an Bord gingen, gab es bei mir eine gewisse Vorfreude auf gemütliche ‚Time-outs‘ zum Lesen und Entspannen während dieses Urlaubs. Auf dem schönen Balkon der Kabine, in der Bibliothek mit großartiger Rundumaussicht oder dick eingewickelt in Decken auf einem der Außendecks. Aber während ich große Pläne hatte, in meiner Freizeit zu lesen, gab es in Wirklichkeit ganz Anderes zu tun. Wenn Sie eines auf Antarktis Kreuzfahrten nicht brauchen, dann ist es eine große Auswahl an Büchern. Dies ist eine Abenteuer-Reise. Sie schreibt ihr ganz eigenes Buch. Das Angebot ist riesig: Von morgens bis abends wanderten auf Inseln, fuhren wir Kajak in eisigen Buchten, erkundeten auf Ausflügen, schwammen, rutschten Gletschergipfel hinunter, besuchten eine Forschungsbasis, aßen sensationelles Essen, tranken großartigen Wein, tanzten und nahmen an Expertenvorträgen teil - wenn wir wollten. Nahezu alles auf diesem Schiff ist im Übrigen all-inklusive. Massagen und alkoholische Getränke ausgeschlossen.
Als wir uns nach dem Boarden zu Begrüßungsgetränken im Atrium versammelten, wurden wir gebeten, unsere Reiseroute herauszuholen. „Gut“, sagte unser Expeditionsleiter, "Jetzt reißt es in zwei Teile". Die Realität der Erkundung dieser schönen, rauen Umgebung bedeutet, dass unsere Anlandungen jeden Tag vom Wetter abhängig waren. Wer wollte, konnte sich gegen Ende eines jeden Tages für eine tägliche Zusammenfassung und eine Vorschau auf den Plan für die nächsten Tage mit dem Expeditionsteam treffen. Ich ziehe den Hut vor der Crew der Hanseatic Inspiration, die unglaublich gut darin war, Backup-Pläne für ihre eigenen Backup-Pläne zu orchestrieren und buchstäblich Überstunden zu machen, um sicherzustellen, dass wir auch sicher keine Gelegenheit für Ausflüge verpassten.
Jeden Morgen wird das Frühstück im Buffetrestaurant und im Hauptrestaurant mit offenen Sitzgelegenheiten serviert (Buffet-Stil, aber sehr gut gemacht! Wir sind wirklich kritisch). Pan-Cakes, Omeletts, Spiegeleier etc. werden natürlich a la minute frisch für uns zubereitet. Bei Anlandungen gehen wir (in farblich getrennten Gruppen, täglich rotierend) ‚begummistiefelt‘ an Bord einer Flotte von Zodiacs, die die Namen von Polarforschern tragen. Natürlich alle mit Schwimmweste und wetterfesten Parkas ausgerüstet (die im Übrigen von der Hanseatic gestellt werden, auch die Gummistiefel). Ach ja, ein großer Vorteil der 4 Grand Suiten mit ihren 71qm Wohnfläche, ist der dort inklusive ‚schwarze Punkt‘ auf der Zimmerkarte. Die Farbe Schwarz ist quasi Trumpf, erlaubt Sie ihren Inhabern doch den Landgang täglich genau dann zu unternehmen (auch last minute), wenn sie es wünschen, unabhängig von der an jedem Tag sonst gültigen Farbreihenfolge, die für alle anderen Gäste gilt. All diese Leistungen gehen dann natürlich auch einher mit dem höchsten Reisepreis.
Meist setzte das Schiff noch während oder nach dem Mittagessen Kurs zu einem neuen Ziel (einer schönen Bucht, sehenswerten Inseln etc.) wo man dann irgendwann am Nachmittag eintraf. In der Bar der Observation Lounge gab es zwar jeden Tag um 16 Uhr Tee und Kuchen und ab 18 Uhr Cocktails und Kanapees, aber wir haben es nicht oft geschafft. Ist schließlich kein Badeurlaub in der Karibik... Manchmal waren wir noch nicht zurück an Bord oder einfach noch zu geflasht. Manchmal war auch ein Saunagang zum Durchwärmen zu verlockend. Die Zodiac-Ausflüge und Anlandungen sowie die Stille der unendlichen Eislandschaften machten für uns den Expeditionscharakter und die Magie der Antarktis aus. Waren wir dann an Land, fühlte man sich schon ein wenig wie ein echter ‚Entdecker‘. Ja, es gab Flaggen, die an jedem Landeplatz platziert wurden, um anzuzeigen, wo eine Klippe abfällt oder um auf das Vorhandensein einer „Pinguin-Autobahn“ hinzuweisen. Die Guides, die entlang der allgemeinen Route postiert waren, klopften uns nur auf die Schulter, wenn wir der Tierwelt zu nahe kamen und sprachen mit uns auf Augenhöhe, immer bedacht auf „Safety first“ und Respekt vor dem Lebensraum der Tiere. Herzlichen Dank an dieser Stelle nochmals an die gesamte großartige Crew!
Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Wenn uns in diesem Urlaub (jenseits der Natur natürlich) etwas beeindruckt hat, dann war es das Essen. Bitte, man darf ja nie vergessen, wo man sich gerade befindet! Ich hatte ja schon erwähnt: Nahezu alles ist all-inklusive. Über das Frühstück habe ich ja gerade schon gesprochen. Das Abendessen wird in drei ganz unterschiedlichen Restaurants serviert. Nur das Spezialitätenrestaurant Nikkei erfordert eine Reservierung. Ansonsten haben das legere Buffetrestaurant Lido und das Hauptrestaurant Hanseatic eine offene Sitzordnung, was bedeutete, dass es keine zugewiesenen Tische gibt – Sie können Ihre Sitzplätze frei – first come, first served - wählen, alleine essen oder sich anderen Gästen anschließen. Nur die Inhaber von Junior Suiten und der Grand Suites haben ein Anrecht auf feste Platzreservierungen, wenn Sie das wünschen. Das Abendessen war stets ein feines kulinarisches Erlebnis mit Angeboten zeitgenössischer, internationaler Küche, die von talentierten Köchen an Bord kreiert wurde.
Das Servicepersonal auf dieser Kreuzfahrt fiel durch unglaubliche Freundlichkeit und Zuvorkommenheit auf. Auch dadurch, dass wir bereits wenige Tage nach Beginn namentlich angesprochen wurden, stellte sich blitzschnell eine Vertrautheit ein und wird fühlten uns wirklich persönlich umsorgt. Nach dem Abendessen gingen viele Passagiere noch hinauf in die Observation Lounge (über der Brücke - besonders begehrt die Sitzgelegenheiten entlang der Fensterfronten). Angesichts der endlosen Tage – richtig dunkel wurde es eigentlich während der gesamten Reise nur in vier Nächten (in östlicher Richtung fahrend) – der perfekte Ort um bei einem oder zwei Gläsern und bei Live-Pianomusik diese erlebnisreichen Tage ausklingen zu lassen.
Mein Reisebericht wäre nicht komplett, würde ich nicht auch darüber berichten, was dieser Urlaub mit meinem Inneren gemacht hat. Ich bin bestimmt nicht der Typ, der spontan in Tränen ausbricht, aber die Landschaft der Antarktis birgt jede Menge Potential genau das auszulösen. Kreuzfahrten in diesen Teil der Welt stehlen einem die Fassung und man ertappt sich ein ums andere Mal staunend mit offenem Mund. Mehr als einmal habe ich jemanden gesucht, der mich zwickt, einfach nur um sicher zu sein, dass ich das jetzt wirklich erlebe, dass dieses schöne Erlebnis echt ist und ich meinen Augen wirklich trauen kann.
Dass diese Reise besonders ist, habe ich schon mehrmals betont. Aber sie ist sicher ganz besonders für Fotografen. Auch wenn Sie sonst kein großer Hobby-Fotograf sind - Sie möchten in der Lage sein, die unglaublichen Panoramen, die Fauna und die Tierwelt in all ihren Facetten festzuhalten. Ich habe zwar auch mit meinem iPhone unglaublich schöne Fotos machen können (dafür mit blaugefrorenen Fingern im Gegensatz zu den Passagieren, die mit Fotoapparaten unterwegs waren), aber wenn Sie die Möglichkeit haben – und nicht sowieso ein umtriebiger Hobbyfotograf mit entsprechendem Equipment sind – kaufen (oder borgen) Sie sich eine gute Kamera mit einem guten Zoom-Objektiv. Kein Schnäppchen, aber es lohnt sich! Die Landschaften der Antarktis gehören zu den majestätischsten und ursprünglichsten, die der Mensch je gesehen hat. Mit einem Zoom-Objektiv gelingen auch bessere Aufnahmen von krill-mummelnden Walen, Pinguinen, Robben und Vögeln – ohne den Tieren dabei zu nahe zu kommen, was die mitreisenden Wildhüter sowieso nicht gerne sehen. Die hohe Kunst ist, sich im richtigen Moment auch mal vom Sucher lösen zu können. Dann, genau dann, überkommt Sie nämlich dieses unbeschreibliche Gefühl von Ehrfurcht und innerer Ruhe.
Die Landschaften, die Sie sehen werden, sind überraschend vielfältig für einen Kontinent, der als Land aus Schnee und Eis bekannt ist. Buchstäblich mit einer dicken Eisdecke bedeckt, die durchschnittlich bis zu 2.450 m hoch ist, gibt es schneebedeckte Gipfel und kolossale Bergketten, die sprichwörtlich tiefgefroren wurden. Aber auch Vulkan-Inseln und Buchten, die eher an die Karibik und Badeurlaub erinnern als an Arktis oder Antarktik, haben uns überrrascht. Einerseits fahren Sie mit den Zodiacs durch glasklares Wasser und manövrieren durch schwimmendes Gletschereis. Aber die Antarktis hat eben auch ein anderes Gesicht: mehrere große und kleine Inseln mit tiefen Moosbetten und sichtbarer Vegetation, wo bereits alles geschmolzen und das Grundgestein trocken ist, lassen einen manchmal sogar an einen Karibik-Strand denken – so bizarr die Vorstellung auch ist. Insbesondere das Vulkan-Island Deception Island ist weit entfernt vom Klischee der Antarktis; ein aktiver Vulkan im Archipel der Südshetland-Inseln mit kargen Vulkanhängen, dampfenden Stränden und aschebedeckten Gletschern. Es ist einer der wenigen Orte auf der Welt, an dem ein Schiff direkt in den Kegel eines aktiven Vulkans fahren kann. Ein krasser Gegensatz zu den unberührten weißen Landschaften, die man sonst erwarten würde - alles ist hier mit dunkler Asche bedeckt.
Unsere Reise führte uns nach unserem Flug nach Ushuaia zuerst nach Südgeorgien. Heiligabend verbrachten wir auf See. Mal was ganz anderes. Danach ging es weiter auf die Süd-Orkney-Inseln. Hier treffen wir durch Zufall auf einen riesigen, atemberaubenden Tafel-Eisberg. Unglaublich schön! Danach ging es über das Weddellmeer und Paulet Island (Adeliepinguine und eine historische Unterkunft einer der ersten Expeditionen aus dem 1903) hinein ins Packeis und nach Snow Hill Island, wo wir auch Silvester feierten. In View Point betraten wir auf einem der Land-Ausflüge am 1.1.2022 zum ersten Mal den antarktischen Kontinent. Das oben schon erwähnte Deception Island erreichten wir am 2.1.2022. Über Cuverville Island, die schöne Paradise Bay, Neko Island und den Lemaire Kanal erreichen wir am 5.1.2022 schließlich mit 66° 25,985‘ S und 67°, 33,916‘ W den südlichsten Punkt unserer Antarktis Kreuzfahrt. Maschinen-Stopp, Champagner raus und einfach nur genießen! Zum Schluss ging es über die berühmt berüchtigte Drake-Passage zurück nach Ushuaia. Bei 4-Meter Wellen erahnt man woher dieser Meeres-Abschnitt seinen Ruf hat, aber dank der exzellenten Stabilisatoren der MS Hanseatic Inspiration ist die Überfahrt doch sehr erträglich. Keine Angst vor Seekrankheit also!
Während wir bei einem der Ausflüge auf Südgeorgien landeten und ich wegen der alten Walfangstationen dort fast in Tränen ausbrach, war ich gleichzeitig absolut überwältigt von einer riesigen Königspinguin-Kolonie mit Tausenden und Abertausenden von Pinguinpaaren. Daneben gesellten sich Pelzrobben mit vorwitzig bis latent aggressiven ‚Junggesellen‘ – unsere Experten vor Ort hatten alle Hände voll zu tun uns - auch last minute - vor brenzligen Situationen zu schützen…
Die größte Attraktion eines Antarktis-Urlaubs birgt nach den unglaublichen Landschaften die faszinierende Tierwelt und ähnlich wie auf den Galapagos-Inseln bewegen sich die Tiere hier frei und haben keine Angst vor engem Kontakt mit Menschen. Wenn überhaupt, waren sie leicht neugierig, aber ehrlich gesagt schien ihnen unsere Anwesenheit völlig egal zu sein. Sie liefen nicht weg, wenn wir unsere Kameraobjektive auf sie richteten, sondern kamen stattdessen oft näher – wie kleine Hollywood-Stars! Der einheimischen Tierwelt zahlenmäßig weit unterlegen, waren WIR die einzigen exotischen Kreaturen hier.
Ein weiteres echtes Highlight sind die Buckel- und Finnwale. Deren mächtige Blasfontänen schon von weitem zu sehen war beeindruckend. Dass die Tiere auf Ihrer Suche nach Krill aber bei zwei Gelegenheiten unmittelbar bis ans Schiff heranschwammen, bescherte uns echte Gänsehautmomente. Sie kommen selten wirklich aus dem Wasser, neigen aber dazu, eine Show abzuziehen, indem sie mit Schwanz und Flosse auf das Wasser schlagen und scheinbar offen für relativ nahe Begegnungen sind. Es war absolut großartig, dieses Schauspiel selbst einmal mit eigenen Augen zu erleben.
Wir saßen neben See-Elefanten, sahen riesige Raubmöwen, die versuchten, ein Pinguinküken zu schlagen, amüsierten uns über die Flugmanöver von Kormoranen und Albatrossen und waren tief beeindruckt von der Vielfalt der Tierwelt, die diesen eisigen Kontinent ihr Zuhause nennen. All das hat mich tief beeindruckt. Ich werde es nie vergessen.
Was soll ich sagen? Hierher zu reisen war einmalig! Wir werden wahrscheinlich nicht mehr hierher zurückkehren. Die Bilder, die Emotionen und ja, auch die Gerüche (Gott, können diese Pinguine stinken!) werden uns für immer in epischer Erinnerung bleiben! Kreuzfahrten in die Antarktis sind definitiv ein einmaliges Erlebnis – es sei denn Sie sind Polarforscher oder gehören zu der Sorte Mensch, die einfach nicht genug bekommen können (wir haben Reisende kennengelernt haben, die bereits zum dritten Mal in der Antarktis waren). Sollten Sie sich dieser Rubrik angehörig fühlen: Grönland und die Arktis mit Eisbären, Ringel-Robben und Inuits sind es allemal wert auch dorthin zu reisen. Ich werde das in jedem Fall noch nachholen. Aber davon mehr in einem anderen Reisebericht.
Das erste Schiff der neuen Expeditionsklasse von Hapag-Lloyd, das Abenteuer und Luxus perfekt vereint.
zum SchiffHer Polar Highness. Mit der neuen Inspiration auf Expeditionen der Extraklasse.
zum SchiffAuf Entdeckungsreise mit der Silver Cloud. Eine sprichwörtliche Reise wie auf Wolken
zum SchiffAn Bord der Magellan Explorer einen exklusiven Air Cruise in der Antarktis erleben
zum SchiffDezember (Jungtiere) - März (man kommt über den südlichen Polarkreis hinaus, je später, desto weiter – in der Regel…)
Thermo-Unterwäsche, Thermosohlen für die Leihstiefel, Fingerhandschuhe (Festhalten im Zodiac), Thermohandschuhe für die Ausflüge, eine wasserdichte Überhose, eine warme Skihose, eine eigene Übergangsjacke für Ushuaia und an Deck, da der Leihparka erst am 2. Tag an Bord ausgegeben wird. Sommerkleidung für Buenos Aires bzw. für Flug, Spritzwasserschutz für Kamera (Zodiac-Anlandungen)
Eigene Schneestiefel (da die Nutzung der Leihstiefel obligatorisch ist (Bio Security), zu viele Bücher…
Was ist in den Kabinen besonders gelungen? Wer zur Seekrankheit neigt bucht am besten mittschiffs. Wenn Sie wegen einer größeren Kabine eher eine Junior Suite oder ein Grand Suite bevorzugen (die befindet sich eher am Heck des Schiffs), dann empfehle ich maximal Deck 6. Alle Kabinen, egal welcher Größe sind funktionell sehr durchdacht und optisch sehr schön eingerichtet (eigener Balkon zum Sonnen - ein Träumchen)
Auf jeden Fall Buenos Aires, schon um die Anreisenach langem Flug bis Ushuaia zu entzerren und das Flair von Buenos Aires zu genießen. Iguazu bestimmt auch toll, wenn man dahin nicht auch einmal gesondert reisen möchte.
Keinen! Alleine die Zodiac-Anlandungen selbst waren es schon wert - und es gab immer etwas zu entdecken, zu beobachten, den Atem anzuhalten. Aufgrund der wechselnden Wetterverhältnisse immer spannend, wie wird die nächste Anlandung, können wir anlanden…das sollte man auch sportlich nehmen können, wenn mal eine Anlandung nicht wie geplant durchgeführt werden kann, da die Sicherheit der Passagiere immer vorgeht (Fallwinde, hohe Brandung...). Ist ja schließlich kein Badeurlaub in der Karibik. Die Falklands durften wir wegen Corona leider nicht anlaufen.
Reservierungen sind eigentlich nur notwendig im Schiff-Restaurant Nikkei (auf der MS Hanseatic Inspiration; auf der MS Hanseatic Nature heißt es Hamptons), sonst einfach das Servicepersonal fragen. Zu Beginn der Reisen reservieren viele Gäste wie verrückt. Das regelt sich aber im Laufe der Kreuzfahrt. Zum Schluss gab es jede Menge freie Plätze dort. Hotel Buenos Aires: Four Seasons: super, in Laufnähe das Sofitel und die Shopping Mall ‚Patio Bulrich'.
Im neuen Hafen (Puerto Madero) mit Aussicht und hervorragender Steak- und Weinkarte: das Restaurant Cabaña de las Lilas.
Im Barrio de Palermo (hier kann man abends als Tourist ohne Sorgen flanieren), ebenfalls exzellente Karte aber kein Fleisch unter 400g - dafür kann man sich den Rest einpacken lassen. Empfehlung: Restaurant Lo de Jesús. Schönes Ambiente, Sitzplätze vor dem Restaurant und zusätzlich im Patio
In Hotelnähe des Four Seasons: Restaurante Piegari - Traditionsrestaurant, mediterran
Das kommt ganz auf die Kinder an - wenn sie sich allein beschäftigen können oder selbst neugierig und aufgeschlossen genug sind, gar kein Problem! Nicht jede Hapag-Lloyd Expeditions-Reise bietet das sogenannte ‚Junge Entdecker‘-Programm. Ich denke, wichtig ist auch, dass Kinder und Jugendliche unbedingt selbst in die Antarktis oder Arktis reisen wollen. Wenn man sie ‚gegen ihren Willen‘ mitnimmt, ist das schlecht für Nerven und Geldbeutel. Ein Schnäppchen ist die Reise ja, wie gesagt - nicht. Es gab auf unserer Reise Beschwerden über das ‚Junge Entdecker‘ Programm. Meines Erachtens zu Unrecht. Die junge Wissenschaftlerin, die das Programm betreute, war sehr sympathisch und hat viel angeboten. Wenn Kinder aber völlig gelangweilt und desinteressiert sind, stößt man da - trotz einer wunderschönen Reise - schnell an Grenzen.